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IC-L

Industriebau: BIM führt in kurzer Zeit zu mehr Effizienz

BAUBEGLEITENDE PLANUNG MIT 3D-MODELLEN

Photos courtesy of [Lorem ipsum]

Das Wichtigste in Kürze

Die Anforderungen an Generalplaner sind bei Industriebauten besonders hoch. Das Volumen der Projekte ist meist sehr umfangreich, bei gleichzeitig großem Fertigstellungsdruck. Oft sind auch komplexe Geometrien zu planen, die während der Bauphase immer wieder überarbeitet werden. Dazu kommt, dass viele Stakeholder mitreden wollen. Nicht nur der Bauherr, sondern auch Werksleitung, Instandhaltung, Fabrikplaner und Anlagenbauer sind in das Projekt einbezogen.

Auf diese Komplexität antwortet die Ingenieur Consulting Langenhagen GmbH & Co. KG (IC-L) mit einer Umstellung ihrer Planungsprozesse. Das Familienunternehmen setzt seit 2018 Building Information Modeling bei ausgewählten Projekten ein. Die ersten Erfahrungen sind so positiv, dass bis Ende 2021 alle Bauprojekte digital geplant werden sollen – vom architektonischen Entwurf über die Tragwerksplanung bis zur TGA.

3D-Modelle erleichtern baubegleitende Planung

Die größte Herausforderung bei Industriebauten ist die baubegleitende Planung. Anders als im Wohnungs- oder Infrastrukturbau liegt zu Beginn keine vollständig ausgearbeitete Planung vor. Das wäre unter dem üblichen Zeitdruck auch gar nicht möglich, denn nicht selten entsteht eine Fabrikhalle in zwölf Monaten.

Also ist es notwendig, die Pläne während der Leistungsphasen systematisch anzupassen. Erschwerend kommt hinzu, dass im laufenden Prozess zahlreiche Änderungswünsche von unterschiedlichen Entscheidern an das Planungsteam herangetragen werden.

Digital geplante VW-Montagehalle im Bau. © IC-L

Eine solche Vorgehensweise ist äußerst aufwändig. Bei der herkömmlichen Planung mussten immer wieder neue Pläne gezeichnet und mit allen Beteiligten abgestimmt werden. Anders bei einem digitalen Gebäudemodell: Die Arbeit an einem zentralen Modell sorgt für weit höhere Flexibilität. Änderungen werden direkt am Gebäudemodell besprochen und entsprechend überarbeitet, wobei die Auswirkungen jeder Änderung sofort sichtbar sind. Selbst gravierende Planungsanpassungen sind bei IC-L in einem Bruchteil der früher üblichen Arbeitszeit möglich.

„In der Planung bis Leistungsphase 2 haben früher zwei bis drei Personen an einem Projekt gearbeitet. Durch die Umstellung auf BIM schafft das heute ein Mitarbeiter.

Nicolas Mertzios, Geschäftsführer, IC-L

Wie man 180 Gigabyte Daten managt

Bei umfangreichen Projekten wie Fabrik- oder Lagerhallen fallen in der Regel riesige Datenmengen an. In der Großindustrie können es schon einmal 180 Gigabyte sein, die zu verarbeiten und bereitzustellen sind. Für IC-L war es entscheidend, diese Daten rund um die Uhr und in verschiedenen Zeitzonen zugänglich zu machen.

Die Umstellung auf die Cloud-Lösung BIM 360 von Autodesk erleichterte vor allem die standortübergreifende Arbeit mit den Niederlassungen. Abstimmungsprozesse wurden deutlich erleichtert und die Probleme bei der Überwindung von Schnittstellen fielen weg. Was bisher umständlich per E-Mail abgestimmt wurde, war nun jederzeit auf einer zentralen Datenbasis möglich. Die Vorteile dieser Transformation zeigten sich in vollem Umfang während der Corona-Krise. Auch vom Homeoffice aus konnten die Mitarbeiter auf alle Daten zugreifen und sie bearbeiten.

Auch komplexe Geometrien können noch während des Bauprozesses angepasst werden. © IC-L

Erfahrungswerte

Die Arbeit mit der BIM-Lösung Revit hat sich bei den Pilotprojekten von IC-L schnell bezahlt gemacht. Vor allem die einfachere Abstimmung mit den Entscheidern erwies sich als großer Vorteil. In der Modellansicht konnten diese schnell erkennen, wie das spätere Gebäude wirklich aussehen würde. Dank Revit war es auch möglich, schon im Vorfeld ohne großen Aufwand mehrere Varianten des Fabriklayouts vorzuschlagen. Die frühzeitige Entscheidung für eine dieser Varianten sparte Diskussionen im Nachfeld. Oder anders gesagt: Durch eine realitätsnahe Simulation war der Änderungsbedarf während des laufenden Projekts geringer.

Weitere Pluspunkte: Vom Tragwerksplaner bis zum Gebäudetechniker sind alle Baubeteiligten immer auf demselben Stand. Gemeinsam können Probleme früher erkannt und durch Kollisionsprüfung verhindert werden. Den höheren Detaillierungsgrad des Modells im Vergleich zu einem 2D-Plan bezeichneten alle Mitarbeiter als Erleichterung. Insgesamt führte der Einsatz von Revit zu mehr Effizienz und weniger Zeitaufwand – vor allem in der Frühphase der Pilotprojekte.

Alle Planer arbeiten auf einer durchgängigen Datenbasis – so behält jeder den Überblick. © IC-L

Praxistipp
Bei der Einführung von BIM rät Nicolas Mertzios, Geschäftsführer von IC-L, zu einem schrittweisen Einstieg. Anhand eines Pilotprojekts lassen sich die Mitarbeiter gut einarbeiten, ohne sie zu überfordern. Hier empfehlen sich kleine Teams aus 5-6 Personen, die schon digital affin sind. Die Vorgehensweise beim Pilotprojekt sollte aus Teilschritten bestehen, nach denen immer wieder ein Rückblick erfolgt, um Verbesserungspotenziale zu definieren. Auf diese Weise findet ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess statt.

„Die Bauwirtschaft hat geschlafen, was die Digitalisierung betrifft. Da gibt es viel aufzuholen. Wir waren schon spät dran und sind froh, dass wir ab 2021 nur noch mit BIM arbeiten.

Theoni Dodou, Planungsabteilung, IC-L

Pilotprojekt Volkswagen AG

Am VW-Standort Emden hat IC-L im Jahr 2018 eine Pkw-Montagehalle mit 50.000 Quadratmeter Grundfläche geplant. Auch der Auftrag für die zugehörige 20.000 Quadratmeter große Lagerhalle ging an das Ingenieurbüro. Die Montagehalle erforderte eine komplexe Geometrie, die für Architektur-Laien nur schwer zu verstehen war. IC-L entschied sich daher, das komplette Projekt mit Revit zu planen und dem Kunden ein dreidimensionales Modell zu präsentieren. Anhand des Modells konnten komplexe Zusammenhänge verständlich erklärt werden, sodass der Freigabeprozess weniger Zeit beanspruchte.

Auch im späteren Verlauf der Arbeiten fiel die Abstimmung erheblich leichter, weil das Grundverständnis der Entscheider schon vorhanden war. Obwohl das Layout auf Kundenwunsch drei Mal geändert werden musste, stand am Schluss eine deutliche Zeitersparnis. Ein Beispiel: Der Kunde bat darum, die Hallenachse um 10 Zentimeter zu vergrößern. Das erforderte eine komplett neue Zeichnung der Halle. Im Modell dauerte das nur 40 Minuten – rund zehnmal weniger Zeit, als für die Neuerstellung von 2D-Plänen notwendig gewesen wäre.

Perspektive für die Zukunft

Aufgrund der positiven Erfahrungen bei den Pilotprojekten plant IC-L in Zukunft alle neuen Projekte mit Revit. Den Ausschlag dafür gab auch der häufige Wunsch von Kunden, ihr Bauvorhaben mit 3D-Modellen umzusetzen. Für die IC-L gilt es jetzt vor allem, die anderen Gewerke mit ins Boot zu holen. Hier möchte man die Partner ermutigen, möglichst bald auf BIM umzusteigen. Für Nicolas Mertzios von IC-L ist das aber erst der Anfang: „Ich erwarte, dass beim digitalen Bauen künftig auch KI zum Einsatz kommt. Eines Tages wird man Parameter in ein Programm eingeben und automatisch entsteht ein Grundmodell für die Tragwerksplanung. Auf jeden Fall werden die Routinearbeiten weniger und es bleibt mehr Zeit für Kreativität."

Die Geschäftsführer Nicolas Mertzios (links) und Philippe Hörsting (rechts) haben ihr Unternehmen in nur zwei Jahren auf digitale Planungsmethoden umgestellt. © IC-L

Das Unternehmen

IC-L ist Generalplaner für Industrie und Gewerbebau sowie Sonderarchitekturprojekte. Vor allem mit komplexen, anspruchsvollen Industriebauten hat sich IC-L einen Namen gemacht. Das 1988 in Hannover gegründete, inhabergeführte Unternehmen bietet alle Dienstleistungen aus einer Hand – von der ersten Skizze bis zur Schlüsselübergabe. Zu den langjährigen Kunden zählt die Volkswagen AG, für die IC-L an mehreren Standorten aktiv ist. In Pune, der neuntgrößten Stadt Indiens, betreibt IC-L seit 2009 eine Niederlassung, die in erster Linie Projekte von Volkswagen India ausführt. Dazu kommen Büros in München, Braunschweig und im polnischen Poznań. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen weltweit 150 Mitarbeiter.

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